JEMENS MILITÄRGESCHICHTE 9. JH. BIS 1990

Eine Anatomie militärischer Akteure und deren Befindlichkeiten im Jemen

JEMEN - DAS LAND DER STÄMME

22.02.2021

Nordjemen

Gelehrte sehen ihren Ursprung in der vorislamische Geschichte der Himyaren, dem letzten bedeutendem Reich im Südwesten der Arabischen Halbinsel (ca. 115 v. Chr. bis 570 n.Chr.), vor der Islamisierung ab dem Jahr 632 mit dem Tod des Propheten Mohammed. Im Jahr 897 riefen zerstrittene Stämme der Region Saada einen Schlichter aus Medina an mit der Folge, dass dort das 1. Imamat anerkannt und infolge das zaiditische Imamat im nördlichen Jemen begründet wurde, welches mit Unterbrechungen bis 1962 fortbestand.

 

Südjemen 

Gläubige der drei monotheistischen Weltreligionen kennen die Geschichte von Saba - die schöne, kluge Königin des glorreichen Volkes der Sabäer, die einst auszog um den berühmten und weisen König Salomo in Jerusalem zu besuchen. Ausgrabungen im Südjemen (das einstige Land der Königin) zeigen die Existenz eines solchen Volkes und geben Hinweise auf die Reise der Herrscherin nach Jerusalem etwa 1000-950 v. Chr..

 

So blickt der Jemen auf eine über 3.000 Jahre alte Geschichte zurück.

 

Die Jemenitische Arabische Republik (orange) umfasste die späteren Gouvernements des Jemen ʿAmrān, al-Baida', ad-Dali', Dhamar, al-Dschauf, Haddscha, al-Hudaida, Ibb, al-Mahwit, Ma'rib, Raima, Sa'da, Sanaa (sowie die Stadt Sanaa) und Ta'izz.
Die Jemenitische Arabische Republik (orange) umfasste die späteren Gouvernements des Jemen ʿAmrān, al-Baida', ad-Dali', Dhamar, al-Dschauf, Haddscha, al-Hudaida, Ibb, al-Mahwit, Ma'rib, Raima, Sa'da, Sanaa (sowie die Stadt Sanaa) und Ta'izz.

Nordjemen 1962 bis 1990

Jemenitisch Arabische Republik (JAR)

(von 26.09.1962 bis 22.05.1990)

 

Hauptstadt: Sana

Fläche: 195.000 qkm

Einwohner: 7,2 Mio. (1990)

Einwohnerdichte: 36,9 qkm

 

Politisches System: Diktatur, Einparteiensystem, konservativ-islamisch orientiert

 

Südjemen 1967 bis 1990

Demokratische Volksrepublik Jemen (DVRJ)

(30.11.1967-1970 Volksrepublik Südjemen - 1970 Umbenennung in DVRJ bis 22.05.1990)

Hauptstadt: Aden

Fläche: 333.000 qkm

Einwohner: 4,8 Mio. (1990 / 2,1 Mio. 1982)

Einwohnerdichte: 14,4 qkm

 

Politisches System: Einparteiensystem, liberal-sozialistisch orientiert

 


Jemenitische Republik ab 1990

Gründung am 22. Mai 1990 durch Vereinigung von Nord- und Südjemen

Hauptstadt: Sanaa (juristisch), Aden (de facto)

Fläche Jemen Gesamt: 527.970 qkm

Einwohner Jemen Gesamt: 30,7 Mio. (2020 / 12 Mio. 1991)

Geburtenzuwachs der letzten 30 Jahre (1991 bis 2021): 18,7 Mio.

 

Staatsoberhaupt: Abd Rabbo Mansur al-Hadi (Interimspräsident vom 25.02.2012 bis 25.02.2014 / Rücktritt und Auflösung der Regierung 22.01.2015 – Anf. Februar 2015 Rücknahme des Rücktritts)

Regierungschef: Ma'in Abdulmalik Sa'id (seit 15.10.2018)

 

Flagge Republik Jemen
Flagge Republik Jemen

Politisches System: demokratisches Mehrparteiensystem nach Art. 5 der Verfassung von 1994/2001

Staatsreligion: Islam, einzige Rechtsquelle die Sharia nach Art. 1 der Verfassung

  • Demokratiestatus (BTI): Rang 136 von 137 (2020)
  • Korruptionsindex (CPI): Rang 177 von 180 (2019)
  • Index der menschlichen Entwicklung (HDI): Rang 177 von 189 (2018)

 

Jemens Militärgeschichte - Nord- und Südjemen

Selten in der modernen Geschichte Jemens war die Existenz eines einzigen, einheitlichen Militärs gegeben. Und als es passierte, machte sich der frühere Präsident Ali Abdullah Saleh (Präsident im Jemen von 1978 bis 2012) daran, ein paralleles Militär mit der Republikanischen Garde aufzubauen, um die Macht seiner Familie zu festigen und die Voraussetzungen für die Bekämpfung künftiger Konflikte zu schaffen. Bis heute gibt es unter dem Ex-Präsidenten Abd Rabbu Mansur Hadi (von 2012 bis 2014 legitimierter Übergangspräsident), zahlreiche Akteure - Parteien, Stämme und Besatzungstruppen, die in politischen Konflikten innerhalb des Jemens, jeweils bewaffnete Einheiten außerhalb des offiziellen Militärs errichteten und befehligen.

 

Militärgeschichte Nordjemen - Unabhängig vom Osmanischen Reich seit 1918

Unabhängigkeitstag Nordjemen 30.10.1918

 

Herrschaft durch das Osmanische Reich und Wahabiten

Bereits im 16. Jahrhundert eroberten die Osmanen bis auf das Hochland den Jemen, wurden aber im 17. Jahrhundert von den Zaiditen (seit 9. Jahrhundert Fürstentum im Nordjemen mit der Hauptstadt Saada) aus dem Jemen vertrieben. 

 

Naher Osten historisch - Osmanisches Reich 1830-1923.gif – Wikipedia
Naher Osten historisch - Osmanisches Reich 1830-1923.gif – Wikipedia

Anfang des 19. Jahrhunderts eroberten die Wahhabiten Gebiete im heutigen Saudi Arabien und Jemen (Wahhabiten auch Salafis genannt – Wahhabismus heutige Staatsdoktrin Saudi Arabiens, religiöser Ursprung des Islamischen Staates). 1811 beauftragte der osmanische Sultan den Gouverneur von Ägypten - Muhammed Ali, die Wahhabiten zu bekämpfen, die in den Jahren 1818/1819 vertrieben werden konnten. Die Region blieb darauf von den Ägyptern besetzt, welche sich jedoch 1840 aus dem Jemen zurückzogen.

 

Das entstandene Machtvakuum wurde vom Emirat Abu Arisch gefüllt dessen Emir sich 1842 unter die Herrschaft des Osmanischen Reiches stellte. Nach der Kolonialisierung des Südjemens durch die Briten 1839 und der Eröffnung des Suezkanals 1869 wurden 1872 die Gebiete des Nordjemen - Asir und dem Machtbereich der Zaiditen, von den Osmanen erobert die das Vilâyet Jemen mit Hauptstadt Sanaa errichteten. Eine Provinz die in Gebieten der heutigen Staaten Saudi Arabien und dem Jemen lag. Vilâyet Jemen hatte eine Fläche von etwa 200.000 Quadratkilometern und grenzte an die britische Provinz Aden, wo es immer wieder Grenzstreitigkeiten mit der britischen Kolonie des Südjemens kam.

 

Entstehung des Königreich Jemen - 1911 bis 1962

Die Osmanen mussten 1911, nach einem heftigen Guerillakrieg der Zaiditen unter Führung von Imam Yahya Muhammad Hamid ad-Din, ad-Din als Herrscher des Nordjemen anerkennen, was zur Gründung des Königreich Jemen (1911 - 1962) führte. Nach der Niederlage des Osmanischen Reiches im 1. Weltkrieg (1914 - 1918) und dem Abzug der USA wurde der Nordjemen unter Führung von König Yahya Muhammad Hamid ad-Din unabhängig. Am 30. Oktober 1918 erfolgte die formelle Unabhängigkeitserklärung vom Osmanischen Reich. Dem König Ad-Din und seinen Nachfolgern gelang es nicht das Königreich Jemen mit Hauptstadt Taiz, zu modernisieren. Wegen der konservativen Herrschaft der Könige wurde die Monarchie 1962 gestürzt und damit auch die Dynastie der Zaiditen beendet. (König Yahya Muhammad Hamid ad-Din (1911–1948) / König Ahmad ibn Yahya (1948–1962) / König Muhammad al-Badr (1962))

 

1932 – Saudi Arabiens Begehrlichkeiten im Jemen

Als Iben Saud nach Jahrzehnten des Eroberns und Plünderns auf der Arabischen Halbinsel, sich selbst als König von Saudi Arabien ausrief und 1927 von England - seit 1915 Verbündeter im 1. Weltkrieg, anerkannt wurde, konnte er nicht die im Süden gelegenen Gebiete, den heutigen Jemen (Land der Stämme), erobern. Seither betrachtet Saudi Arabien den Jemen als eine untergeordnete Region der Sauds. Der Jemen ist das ärmste Land Arabiens und ist geprägt von zahlreichen Stammesfehden, Krisen und gewaltsamen Regierungsumbrüchen.

 

Im März 1934 kam es zum Krieg zwischen Saudi-Arabien und dem Königreich Jemen (Saudi-Jemenitische Krieg), aus dem die Saudis als Sieger hervorgingen. Der Anlass der Auseinandersetzung war die Herrschaft über die Provinz Asir. 1916 beteiligte sich Asir an der Arabischen Revolte gegen die Osmanen und wurde 1918 ebenfalls unabhängig. 1927 wurde es vom gerade erstarkten Saudi-Arabien besetzt und 1932 entgegen jemenitischen Protesten annektiert. Zur Stärkung ihrer Verhandlungsposition besetzten die Saudis die jemenitische Küste bis zur wichtigen Hafenstadt Al-Hodeida. 1934, nach kurzen Verhandlungen wurden alle saudischen Gebietsansprüche bestätigt. Jemen verzichtete auf AsirDschāzān und Nadschran. Der Grenzverlauf blieb aber weiterhin umstritten und undefiniert, bis das Zweite Abkommen von Dschidda im Jahr 2000 den alten Vertrag präzisierte.

 

1955 - Großbritanniens Begehrlichkeiten gegenüber dem Königreich Jemen

Von 1955 bis 1958 standen sich das Königreich Jemen und Großbritannien im Streit um die Nordgrenze der Kolonie Südjemen gegenüber. Ursache dafür waren Bestrebungen Großbritanniens, seine Kontrolle über das Hinterland der strategisch bedeutsamen Kronkolonie Aden zu intensivieren, indem es u.a. die Scheichs und Sultane des Protektorats zu einer Föderation zusammenschließen wollte. Das Königreich Jemen sah in der Bildung einer Britisch/Südarabischen Föderation seinen Anspruch auf Südjemen für eine zukünftige Wiedervereinigung gefährdet. Obwohl mehrere britisch-jemenitische Verhandlungen ohne Ergebnisse blieben, ließen die Grenzzwischenfälle Ende der 1950er Jahre nach. Großbritannien verfolgte in Südjemen sein Ziel der Bildung einer Föderation Federation of the Amirates of the South (Föderation der Arabischen Emirate des Südens 1959 - 1962) weiter, konnte aber auch damit das Erstarken der Unabhängigkeitsbewegung nicht mehr aufhalten. Auch im Norden zeichneten sich bereits die Vorzeichen einer kommenden Revolution ab.

 

Die Zaiditen im Südjemen und Iran

Die Zaidi-Imame, die von 873 bis 1962 über 11 Jahrhunderte den Nordjemen herrschten, gründeten kurzzeitig Staaten im Nord-Iran, ihre Hochburg war jedoch immer der nördliche Jemen. Ab dem 9. Jahrhundert waren die zaidischen Imame ein ständiger Faktor in der jemenitischen Politik und dehnten zeitweise ihre Herrschaft bis nach Taizz aus. Im Süden und im fernen Hadramaut sicherten kleinere Dynastien, Stämme und Scheichs die Herrschaft der Zaidi. Im ganzen Land kam es häufig zu Stammesaufständen.

 

Gründung der Republik Jemen - 26.09.1962 bis 22.05.1990

Durch den wachsenden Einfluss sunnitischer Fundamentalisten aus Saudi Arabien, fühlten sich die Zaiditen erneut in Bedrängnis gebracht. Parallel zur Revolution mit Beginn im September 1962, fand von Oktober 1962 bis Oktober 1967, ein Saudi/Ägyptischer Stellevertreterkrieg zwischen Regierungstruppen - die von Saudi Arabien unterstützt wurden und von Ägypten unterstützte republikanischen Truppen, statt. Ägypten wollte, mit seiner Intervention gegen die Republik Jemen, seine Rolle als arabische Führungsmacht unterstreichen. Saudi Arabien fürchtete negative Auswirkungen auf das eigene traditionale wahabitische System durch die republikanische Bewegung im Jemen im Sinne des arabischen Nationalismus Ägyptens. Die Truppen der Republik Jemen gaben auf, was unter Vermittlung der Arabischen Liga zur Versöhnungskonferenz 1969 führte. 

 

Aus der Revolution vom September 1962 heraus, vereinigten sich Mitglieder bewaffneter Gruppen – sie nannten sich die Freien Offiziere, die zuvor gegen die zaidistische Monarchie und autokratische Imamat-Regime von Muhammad al-Badr – 1962 König von Nordjemen, gekämpft hatten, um eine eigenständige Republik Namens Jemenitische Arabische Republik zu gründen (1962 – 1990).

Der gestürzte Monarch al-Badr wurde im achtjährigen Bürgerkrieg von Großbritannien und Saudi Arabien unterstützt, wogegen Ägypten die Republikaner um Abdullah as-Sallal mit 20.000 Soldaten unterstützte. Ägytisches Militär soll dabei Saringas zur Niederschlagung der al-Badr-Koalition eingesetzt haben.

 

Unter Führung von as-Sallal entwickelte die junge Jemenitische Arabische Republik mit Hilfe und Unterstützung ägyptischer Streitkräfte – von Gamal Abdel Nassers arabischen Nationalismus geprägt, Jemens erste moderne Armee. Die Unterstützung Ägyptens fand mit dem Sechstagekrieg (05. bis 10. Juni 1967) allerdings sein Ende, als Jordanien, Syrien und Ägypten im Konflikt mit Israel unterlagen. Infolge dessen wurde der erste Präsident Nordjemens Abdullah as-Sallal 1967 selbst gestürzt. 

 

1972 – Beschluss zur Vereinigung von Nord- und Südjemen

1972 konnte durch die Arabische Liga ein Konflikt – vom 26.09. bis 13.10., diesmal zwischen Südjemenitischen Oppositionskräften und Nordjemen geschlichtet werden, mit der Folge das die Vereinigung beider Staaten beschlossenwurde.

Neben Saudi Arabien und der AR Jemen werden Gebiete des Nordjemen weiterhin als Operationsbasis gegen die DVR Jemen im Süden genutzt. Zwar kam es 1970 zu einer Annäherung zwischen beiden Staaten, die jedoch wegen der Zunahme der Grenzverletzungen durch südjemenitische Oppositionskräfte und Truppen der DVR Jemen sich massiv verschlechterten.

 

Beide Regierungen warfen sich wechselseitig vor, Umsturzversuche zu unterstützen. Im August 1972 eskalierte die Situation im Grenzbereich. Die südjemenitischen Oppositionsgruppen mit Unterstützung starker Gewerkschaften vereinigten sich zur "United National Front for South Yemen / Nationale Befreiungsfront NLF". Die nordjemenitische Regierung begann Stämme zu bewaffnen; gleichzeitig mobilisierte die DVR Jemen ihre Armee. Trotz Vermittlungsbemühungen der Arabischen Liga nahmen die Grenzkonflikte im September zu. Ab dem 26. September 1972 kam es zu größeren militärischen Auseinandersetzungen zwischen den Armeen beider Staaten.

 

Auf Vermittlung der Arabischen Liga unterzeichneten die Ministerpräsidenten der AR Jemen und der DVR Jemen am 28. Oktober 1972 in Kairo ein Abkommen über die Vereinigung beider Staaten. Außerdem sahen die Vereinbarungen u.a. vor, daß alle Truppen aus besetzten Gebieten zurückgezogen, die Trainingslager der Exilgruppen geschlossen und alle "Sabotageaktionen" unterbunden werden sollten. Das Abkommen blieb vorerst ohne konkrete Auswirkungen; beide Seiten unterstützten weiterhin die regimefeindlichen Kräfte des Nachbarstaates.

 

NDF- Rebellion 1978 bis 1982

Von 1978 bis 1982 kam es zu einem weiteren Konflikt, der nur durch die Besetzung des Libanon durch Israel sein Ende fand. Im Frühsommer 1978 war die NDF (Nationaldemokratische Front) der Auslöser und führende Kraft dieses Konfliktes. Unterstützt wurde die NDF-Rebellion von der Regierung Südjemens, Libyen und der Sowjetunion. Die NDF wurde im Februar als Dachverband diverser Oppositionsbewegungen im Nordjemen gegründet.

 

Dem gegenüber standen Regierungstruppen Nordjemens, unterstützt durch die Islamistische Front  (Muslimbruderschaft, 1928 in Ägypten gegründet), Saudi Aarbien, Taiwan, 80 Piloten und Luftverteidigungsmannschaften der Luftwaffe Chinas und 400 Berater der USA. Zu den Kommandeuren gehörten Ali Mohsen Al-Amar und Ali Abdullah Saleh, der Präsident Nordjemens ab 18. Juli 1978 und später Präsident der vereinigten Jemenitischen Republik ab 22. Mai 1990 bis 25.02.2012.

 

Der Aufstand begann nach dem Ermordung von Ahmad al-Ghashmi (4. Präsident der Arabischen Republik Jemen - 11.11.1977 bis 24.06. 1978) durch eine Aktentaschenbombe, als er sich mit einem Gesandten des Präsidenten des Südjemens Salim Rubai Ali traff. Der Präsident des Südjemens Salim Ali wurde zwei Tage später hingerichtet. Gashmi übernahm die Macht, als sein Vorgänger Oberstleutnant Ibrahim al-Hamdi nach einem Staatstreich Präsident des Nordjemen wurde (13.06.1974 -11.10.1977) von ausländischen Mächten ermordet wurde.

 

Diese Ausgleichspolitik der Nordjemenitischen Regierung unter Al-Hamdi vergrößerte den Unmut unter den Republikanern. Eines der Hauptziele Hamdis war die Schaffung eines starken Zentralstaates sowie die Zurückdrängung des Einflusses der Stämme und Saudi Arabiens.

Die NDF wirkte in den folgenden Jahren als Sammelbecken für weitere Strömungen, die mit der Regierungspolitik unzufrieden waren. Sie konnte sich vor allem im Süden des Landes verankern, begünstigt durch den latent vorhandenen zaiditisch-shafiitischen Widerspruch (die mächtigen Stämme des Nordens waren vor allem Anhänger des zaiditischen Islam).

 

Ali Abdallah Saleh – ab 18.07.1978 Präsident, machte die Republik im Südjemen für den Mord verantwortlich und lehnte jeglichen Dialog mit dem Nachbarstaat ab. Beiderseitige Truppenmobilisierungen und das offene Eingreifen der südjemenitischen Armee auf der Seite der NDF führten vom 23. Februar bis Mitte März 1979 zu Grenzgefechten zwischen beiden Staaten. Seit 1978 hatte Israel wiederholt Gebiete im Süden des Libanon besetzt. Daher koordinierten beide Staaten ihre außenpolitischen Anstrengungen zur Unterstützung der PLO (Palästinensische Befreiungsorganisation) sowie innerhalb der Arabischen Liga. Aufgrund dieser Annäherung zwischen beiden Staaten im Spätsommer 1982 hielt der zuletzt zwischen der NDF und der nordjemenitischen Regierung vereinbarte Waffenstillstand. 

 

Durch die zahlreichen Konflikte wurde der Nordjemen und seine Republik ab 1962 in seiner wirtschafts- und gesellschaftspolitischen Entwicklung massiv behindert. Gestärkt wurden jedoch vor allem die Autonomie und militärischen Fähigkeiten der Stämme, die so mächtigen Einfluss auf die politische Entwicklung des Landes erhielten. 

 

Die im Westen bekannte Houthi-Bewegung, wurde von dem religiösen und politischen Führer Hussein Badreddin al-Huthi (1956–2004) gegründet, der bei Kämpfen mit der Saleh-Regierung am 10.09.2004 getötet wurde. Er war ehemaliges Mitglied des Repräsentantenhauses des Jemen für die Partei al-Haqq zwischen 1993 und 1997. Die Houthis gehören der schiitischen Gruppierung der Zaiditen an, die schon seit dem 9. Jahrhundert bis 1962 mit ihren Imamen/Königen über den Nordjemen mit Hauptstadt Sanna herrschten. Bereits seit Anfang des 17. Jahrhunderts wehren sich die Zaiditen erfolgreich gegen ausländische Aggressoren 

und verhindern das der fundamentalistische Wahhabismus – die Ideologie der späteren Terrororganisation des Islamischen Staates, von Ibn Saud 1929 als Staatsdoktrin in Saudi Arabien beschlossen, auch im Nordjemen ausbreiten und festsetzen kann. Die schiitische Rechtsschule der Zaiditen führt ihre Gründung auf Zaid ibn Ali (gest. 740) zurück und ist nur im Nordjemen zu finden, für deren Erhalt und des zaiditischen Glaubens, treten die Hothis ein.

 

Militärgeschichte Südjemens - 1839 von Großbritannien besetzt, seit 1967 unabhängig

Unabhängigkeitstag Südjemen 30.11.1967

 

Vom 10. Jahrhundert v. Chr. bis zum 2. Jahrhundert n. Chr. dominierten im Wesentlichen zwei Dynastien den arabischen Raum. Die minaische Dynastie - im heutigen Ägypten gelegen und die sabäische Dynastie, im heutigen Südjemen gelegen. 

Weihrauchstraße
Weihrauchstraße

Die minaische Dynastie war Großabnehmer zwischen den Handelsrouten der Levante (heutiges Syrien, Irak, Jordanien) und Südarbien (heutiges Südjemen und Oman). Die Karawanen auf den Handelswegen der arabischen Halbinsel – auch Weihrauchstraße genannt, führten von Dofar (Oman), über Hadramaut, über Marib entlang der Küste vom Roten Meer weiter nach Petra (Jordanien), Gaza (Palästina), Kairo (Ägypten) und Damaskus (Syrien).

 

Königreich Sheba Entlang der Weihrauchstraße gründeten sich mehrere südarabische Königreiche, die sich in ihren Handelsbeziehungen auf das Königreich Sheba mit Hauptstadt Marib - im heutigen Südjemen gelegen, konzentrierten. Nachdem die Ägypter das Rote Meer als Schifffahrtsroute für sich entdeckten und somit eine alternative Handelsroute in die Levante (Syrien, Irak, Jordanien), verlor die Weihrauchroute (später Gewürzroute genannt) aufgrund ihrer hohen Zölle und beschwerlichen mehr als 3.400 km Landweg ihre Bedeutung. In der Zeit des Vormarsches des Christentums, nahm die Nachfrage nach Weihrauch erheblich ab und somit verlor Marib und das Königreich Sheba an Bedeutung, was zum Aufstieg der Himyaren führte.

 

Königreich der Himyaren

Unter der Herrschaft der Himyaren wurde erstmals das gesamte Arabien vereinigt. Das Herrschaftsgebiet umfasste ein Gebiet von etwa 2,5 Mio. Quadratkilometern, eine Größenordnung, die vergleichsweise drei Viertel Westeuropas entspricht. Die antike Hauptstadt Zafar befand sich im jemenitischen Hochland zwischen Aden und Sana'a.

 

Im 4. Jahrhundert nahmen die äußeren Einflüsse zu, vor allem die des Christentums und des Judentums. Der letzte Himyari-König Dhu Nuwas, konvertierte zum Judentum, wurde jedoch verdrängt, nachdem er die Christen von Najran (heutiges Saudi Arabien) massakriert hatte. Christliche Abessinier fielen in den 530er Jahren von Äthiopien aus in das Land ein und beendeten das himyaritische Königreich, indem sie im Jemen ein christliches Reich gründeten. Die besiegten Himyaris suchten die Hilfe bei den Sassaniten beim persischen Kaisers Chosrau I. – einem der bedeutendsten Herrscher Persiens, dessen Herrschaftsgebiet von Zentralasien bis zum Schwarzen Meer reichte.

 

Dynastie der Sassaniten

Die Truppen des Kaisers Chasrau I. vertrieben die Abessiner und übernahmen die Macht. Im 7. Jahrhundert konvertierten die Sassaniten zum Islam, dadurch wurde der Jemen mit der Hauptstadt Sanaa ein islamisches Land. Später wurde der Jemen von verschiedenen mächtigen islamischen Kalifen aus dem Irak und Ägypten regiert, keiner der Kalifen konnte jedoch das gesamte Gebiet Jemens beherrschen.

 

Sunnitische Herrscher des Südjemen

Erst im 12. Jahrhundert wurde der Jemen von syrischen Ayyubiden - unterstützt von einer mächtigen Armee von Türken und Kurden erneut besetzt. Die Syrier beruhigten den Jemen, regierten und vereinigten den südlichen Jemen bis nach Dhamar, erreichten jedoch nie Sanaa.

 

Das Osmanische Reich 

Der Aufstieg der osmanischen Reiches – die letzte sunnitische Großmacht der islamischen Welt (1299 bis 1923, Ausrufung der Republik Türkei) hatte zur Folge, dass die Osmanen ab Ende des 14. Jahrhunderts die Handelsrouten im Mittelmeer - auf denen die Güter über den Jemen, von Arabien, Indien und Indonesien kommend nach Venezien gelangten, kontrollierte. In Vorderasien beherrschten die Osmanen mit Syrien, Teilen des Irak und des heutigen Saudi Arabiens mit den heiligen Städten des Islam von Mekka und Medina, das historische Kernland des Islam.

 

Jahrhundertelang beanspruchte das Osmanische Reich politisch, militärisch und wirtschaftlich – neben dem Heiligen Römischen Reich, Frankreich und England einen Großmachtanspruch in der Welt. Mit der Eroberung großer Teile Jemens im 16. Jahrhundert, forderte das Osmanische Reich wegen seiner erhofften Vormachtstellung im Fernhandel im Indischen Ozean, Indien, Indonesien, Portugal und die Britten heraus.

 

1509 - Die Schlacht von Dui – Beginn vom Ende der alten Weltordnung

In der Schlacht von Diu (indische Insel im Arabischen Meer) im Jahr 1509 – die mit einem vollständigen Sieg der Portugiesen endete, wurde der Höhepunkt des globalen Handels seiner Zeit erreicht. Ab dem 10. Jahrhundert dominierten Kaufleute aus dem Jemen, mit Kaufleuten aus dem heutigen Indien und Malaysia den Pfeffer-, Tee- und Textilhandel. Zu den aus Indien und China nach Jemen exportierten Waren gehörten Gewürze, Eisen, Zucker, Edelsteine, Weizen, Baumwolle, Betelnuss, Sandholz u.v.m..

 

Die Waren wurden von jemenitischen Kaufleuten über die traditionelle Gewürzroute nach Ägypten und an die Venezianer (heutiges Italien) weiter verkauft, die dann an die europäischen Herrscherhäuser lieferten. Mit jedem Zwischenhändler verteuerten sich die Waren, das vor allem Begehrlichkeiten bei den Portugiesen und Türken weckte, die die Zwischenhändler als Direktlieferanten umgehen wollten. Die Schlacht von Diu – die das Ende der alten Weltordnung einleitete, markierte den Beginn der neuen Weltordnung in der die Weltmeere mit Beginn der Portugiesen, dann den Holländern, Franzosen und den Britten dominiert wurden.

 

In den folgenden 300 Jahren wurde der Jemen von verschiedenen regionalen Dynastien beherrscht. Die syrischen Ayyubiden wurden von jeweils jemenitischen Dynastien, den Rasuliden abgelöst und diese von den Tahiriden. 1517 beenden die Osmanen die Herrschaft der Tahiriden für etwa ein Jahrhundert und mussten sich später den maritimen Kolonialreichen Portugal, Holland und Großbritannien stellen.

 

Während sich im Norden die Zaidi-Stämme gegen die Osmanen wehrten, fiel die Kronkolonie Aden und ihre Protektorate im südlichen Jemen 1839 in die Hände Großbritanniens. Nachdem das British Empire (1707 bis 1997) - das größte Kolonialreich der Geschichte, seine Kolonien in Amerika verlor und später seine Vormachtstallung in Indien durchsetzen konnte, baute es mit seiner Ost-Indienkompanie den Handel mit China aus.

 

Die britische Kronkolonie Aden

Aden war einst als das wohlhabende "Auge des Jemen" bekannt, eine natürliche Anlaufstelle auf der Route des Roten Meeres im Osten und der Auslass für die fruchtbaren Berge des Jemen. Nachdem die Türken im 16. Jahrhundert das Landesinnere erobert hatten und die europäischen Kaufleute die Kaproute nach Indien entdeckt hatten, verlor Aden seine Bedeutung.

 

In den 1830er Jahren begann Ägypten, die Macht des osmanischen Sultans in der Region herauszufordern, und schickte 1833, dafür eine Expedition nach Mokka im Jemen. Britisch-Indien beschloss, Aden zumindest als Hafen für die britische Schifffahrt offen zu lassen, da Ägyptens Machtzuwachs besorgniserregend war. Für die indischen Beamten war Aden in erster Linie ein militärischer Außenposten. Daher lehnten sie die Möglichkeiten einer kommerziellen Zusammenarbeit mit dem Jemen ab und beschlossen stattdessen, die Verteidigung zwischen Aden und dem Landesinneren zu stärken, indem sie Verträge über den britischen Schutz auf alle Hauptherrscher der südarabischen Küste ausdehnten, als Aden Protektorate bekannt.

 

1837 erlitt die „Daria Dawlat“ - ein Schiff unter britischer Flagge, vor dem Hafen in Aden Schiffbruch, was die East-India-Campany als Angriff wertete. Nach gescheiterten Verhandlungen zwischen der Campany und dem Sultan von Aden die ein Jahr lang andauerten, stürmten wegen fehlender Einigung am 19.01.1839 Militärs der East-India-Campany den Hafen und besetzten die Stadt Aden. Bereits als die britische Kolonie Indien an Bedeutung gewann, sollte Aden nach Plänen der Campany als Kohlestation bzw. Zwischenstopp für Reisende von den Häfen London über den Suezkanal nach Bombay eingerichtet werden.

 

Die Briten kontrollierten Aden und seine unmittelbare Umgebung, um die strategische Meerenge Bab al-Mandab - den Eingang zum Roten Meer, und damit den wichtigen Seeweg nach Asien zu sichern. Da Indien dank seiner langen Küsten, auf Seiten des Arabische Meer es liegen - ein Vorläufer des modernen Seehandels waren und Aden Indien direkt gegenüber gelegen, in einer ruhigen natürlichen Bucht im Roten Meer liegt, gewannen beide Küstenregionen an Bedeutung. Von Aden aus, wurden die Waren aus Indien bzw. Indonesien weiter nach Afrika, Europa und Länder der arabischen Welt verschifft.

 

British Empire 1922

Wikipedia: Britisch Empire (Rot) - 1922, zur Zeit seiner größten Ausdehnung, umfasste es mit 458 Millionen Einwohnern ein Viertel der damaligen Weltbevölkerung.
Britisch Empire (Rot) - 1922, zur Zeit seiner größten Ausdehnung, umfasste es mit 458 Millionen Einwohnern ein Viertel der damaligen Weltbevölkerung.

1937 - Aden wird zur Kronkolonie des britischen Empire

1937 waren die Britten mit dem Unabhängigkeitskampf in Indien beschäftigt und hatten weder die Energie noch das Interesse, die arabischen Außenposten ihres Empires zu schonen. Das Kolonialamt in London übernahm die Verantwortung für das Aden-Protektorat und machte Aden zu einer Kronkolonie um die Interessen Großbritanniens zu wahren. 

 

1940 mit dem deutschen Vormarsch in Nordafrika, dem japanischen Vormarsch in Südostasien mit Verlust von Singapur im 2. Weltkrieg zeigte, das Großbritannien sein Reich nicht mehr schützen konnte. Daher haben die Britten nach Ende des 2. Weltkrieges 1947 Indien die Unabhängigkeit gewährt. So wurde Aden zur größten Militärbasis der Britten in Übersee, da Öl statt Kohle, zukünftig der Treibstoff für die gesamte Militärtechnologie sein würde. Bereits 1869 wurde der Suezkanal eröffnet, so erhielt Ägypten einen der wichtigsten See-Verkehrswege weltweit und wurde Spielball geopolitischer Interessenkonflikte (1882 – 1936/1946 Besetzung von Ägyptens durch Großbritannien).

 

Mit der zunehmenden Bedeutung des Suezkanals für die internationale Handelsschifffahrt nach dem 2. Weltkrieg, wurde die Aden-Kolonie wohlhabend und indische Ladenbesitzer sowie arabische Grundbesitzer planten gemeinsam mit den Vertragsscheichs des Aden-Protektorats eine Föderation Südarabiens, die die Stadt und die Stämme vereinen sollte, um die britische Kolonie dauerhaft zu sichern. Der neue Reichtum Adens ermutigte jedoch gleichzeitig einen neuen Zustrom arabischer Arbeiter und Nationalisten, die revolutionäre anti-britische Stimmungen mitbrachten, woraus sich später starke Gewerkschaften bildeten. 1957 schlossen das Königreich Jemen mit der Sowjetunion und China ein Abkommen ab, das jemenitische Militär mit russischen Waffen an den Grenzen des Aden-Protektorates auszustatten. Sie Sowjetunion und China schickten Techniker und Ingenieure um für das Königreich neue Häfen und Straßen zu bauen.

 

In den späten 1950er Jahren hatte sich der Panarabismus des ägyptischen Präsidenten Gamal Abdel Nasser in der Region ausgebreitet. Darin sah Großbritannien und die traditionellen Emire im Süden Jemens ihre Vormachtstellung bedroht. Als Reaktion darauf konnten die Briten die untereinander verfeindeten Emire davon überzeugen, sich zur Föderation Südarabiens zusammenzuschließen.

 

1959-1967 – Arabische Emirate des Südens / Föderation Südarabiens

Am 11. Februar 1959 schlossen sich sechs Gebiete innerhalb der Aden-Protektorate zur Föderation der Arabischen Emirate des Südens zusammen (die übrigen Staaten wurden zum Protektorat Südarabien). Bis 1967 traten weitere zahlreiche Emire der Föderation bei, aus der schließlich der Verband zur Föderation Südarabiens Föderation von Staaten unter britischem Schutz mit Hauptstadt Aden hervorging (4. April 1962 - 30. November 1967).

1963 und in den folgenden Jahren schlossen sich anti-britische Guerillagruppen mit unterschiedlichen politischen Zielen zu zwei größeren rivalisierenden Organisationen von insgesamt sieben Gruppen der Unabhängigkeitsbewegung zusammen:

  • die von Ägypten unterstützte Nationale Befreiungsfront (NLF), Gründung Juni 1963, später die Jemenitische Sozialistische Partei (JSP)
  • und die Front zur Befreiung des besetzten Südjemen (FLOSY), militärische Organisation, von Ägypten initiiert als Bündnispartner der NLF, Gründung Januar 1966

Auf Druck der Basis zog sich die NLF im November 1966 aus der FLOSY zurück. In der Folgezeit dominierten bewaffnete Auseinandersetzungen zwischen der FLOSY und der NLF die Unruhen im Jemen, die jedoch parallel gegen die britischen Besatzungstruppen für die Unabhängigkeit Jemens von Großbritannien kämpften. 

 

Eine Militäreinheit, die 1855 gegründet wurde um das 80 Quadratmeilen große Protektorat zu schützen (Western Aden und Eastern Aden Protectorate), hatte aber darüber hinaus ein riesiges Hinterland von 9000 Meilen Wüste und Berge zu überwachen. Angeblich mit der Verteidigung der Ölfelder am Golf beschäftigt, musste die Kronkolonie-Aden den größten Teil ihrer Energie jedoch darauf verwenden, sich vor Unruhen innerhalb der Kolonie und Unabhängigkeitsbestrebungen im Protektorat schützen. Das britische Nahost-Kommando wurde 1961 nach dem Verlust der Stützpunkte in Ägypten und am Golf nach Aden verlegt, so dass es neben den Fronttruppen auch einen großen Verwaltungsstab gab. Die Einsätze der Infanterie waren äußerst vielfältig und umfassten Patrouillen im bergigen Hinterland ebenso wie in den Seitenstraßen der Stadt Aden. Bis 1962 schienen nur einzelne, verzweifelte Maßnahmen der Unabhängigkeitsbewegung erfolgreich zu sein.

 

Von 1963 bis 1967 gab es eine umfangreiche britische Militärpräsenz in Aden, wobei allein die Royal Air Force mit neun Geschwadern von ihrem Hauptstützpunkt in Khormaksar aus operierte. Zusätzlich wurden viele Armee- und Marineeinheiten in der Kolonie permanent ausgetauscht.

 

Als die Kolonialregierung durch die Aden-Legislative einen Gesetzentwurf zur Vereinigung von Kolonie und Aden-Protektorat in der sich gegenseitig schützenden Föderation Südarabiens vom 04.04.1962 plante, stürzte eine Gruppe von Militärs im Jemen das Regime des Imams, proklamierte die Geburt der Arabischen Republik Jemen und bat um ägyptische Hilfe. 

 

Innerhalb weniger Wochen waren Zehntausende ägyptischer Truppen eingetroffen, und sowohl der Jemen als auch die Föderation Südarabien waren in einen vielschichtigen Bürgerkrieg verwickelt. Im Jemen waren die Ägypter und Republikaner mit russischer und chinesischer Unterstützung in einen Kampf mit Stammesanhängern des alten Imamaten verwickelt, die wiederum von Geld und Waffen der Saudis gestützt wurden und einen heiligen Krieg gegen Kommunismus und Nasserismus auf dem heiligen Boden Arabiens proklamierten.

 

1963 - 1967 Oktoberevolution / Aden Notfall

Die Aden Notfall begannen am 10. Dezember 1963 mit einem NLF- Granatenangriff gegen den britischen Hochkommissar von Aden Sir Kennedy Trevaskis, als er am Flughafen Khormaksar ankam, um nach London zu fliegen. Die Granate tötete eine Frau und verletzte fünfzig weitere Menschen. An diesem Tag wurde in Aden der Ausnahmezustand ausgerufen. Die Guerilla-Angriffe konzentrierten sich hauptsächlich auf die Tötung von dienstfreien britischen Offizieren und Polizisten. Ein Großteil der Gewalt wurde im Krater , dem alten arabischen Viertel von Aden, ausgeübt.

Der Süd-Jemen baute während der Oktoberrevolution zwischen 1963 und 1967 eine eigene Armee aus den Ruinen der Unionsarmee - die unter britischer Kolonialherrschaft diente, auf. Während des Bürgerkriegs im Nordjemen sind viele linke Nationalisten und Kommunisten in den Südjemen nach Aden geflohen. Dort begann 1963 ein Guerillakrieg - mit den Hauptakteuren der "Front für die Befreiung des besetzten Südjemen" (FLOSY) und der NLF (marxistische paramilitärische Organisation und politische Partei) - von Ägypten unterstützt, der gegen die britischen Besatzer geführt wurde und vier Jahre später letztendlich zur Unabhängigkeit von Großbritannien führte.

 

Am 30. November 1967 - nur wenige Tage nach dem der letzte Brite das Land verlassen hatte, rief die NLF die Republik Südjemen aus. Das durch den Abzug der Briten entstandene Macht-Vakuum in der Föderation Südjemen wurde zunächst von der FLOSY ausgefüllt. Ägypten war nach seiner Niederlage gegen die Israelis gezwungen, seine Streitkräfte aus dem Jemen abzuziehen. Das Schicksal der FLOSY war besiegelt, als es der NLF gelang, die jemenitische Bundesarmee davon zu überzeugen, sich dem Kampf gegen FLOSY anzuschließen. Im November 1967 startete die FLOSY einen Angriff auf eine Basis der Bundesarmee, der aber mit Hilfe der NLF zurück geschlagen wurde und bei der FLOSY schwere Verluste verursachte, worauf sich die Einheiten schließlich auflösten. Die NLF übernahm die Macht und benannte sich 1978 in Yemeni Socialist Party (YSP / Jemenitische Sozialistische Partei JSP) um.

 

Während des Unabhängigkeitskrieges von Großbritannien von 1963 bis 1967, wurden rund 4.250 Personen getötet, darunter 3.700 jemenitische Nationalisten, 165 britische Soldaten und 365 Zivilisten.

 

Nach beinahe 130 kolonialer Besatzung war das gesamte Land des Südjemens vom Britischen Empire abhängig. Nachdem Großbritannien sein Kolonialtruppen aus dem Südjemen abgezogen hatte - beinahe die gesamte Wirtschaft inkl. Dienstleistungssektor des Südjemens war auf die geostrategische Funktionalität des Hafen in Aden als Versorgungsstützpunkt der britischen Handelsschifffahrt von Indonesien und Indien über Aden, dem Suezkanal nach England ausgerichtet. Mit der Schließung des Suezkanals durch die Ägypter am Vortag des arabisch-israelischen Krieges von 1967 (Sechs-Tage-Krieg / von 1967 bis 1975 war der Suezkanal gesperrt) und dem Abzug britischer Truppen erlebte der Jemen einen massiven wirtschaftlichen Abschwung mit hoher Arbeitslosigkeit und Depression in den folgenden Jahren. Die britische Finanzierung der Kolonie Südjemen, machte etwa 50% der gesamten Regierungsausgaben des Südjemens aus. 

 

Der Südjemen erhielt kurz nach der Unabhängigkeit umfassende politische, wirtschaftliche und militärische Unterstützung von Kuba - insbesondere aber von der Sowjetunion und der DDR bis zum ihrem Zusammenbruch.

 

Juni bis November 1968 - Die von den Saudis inszenierten Grenzkonflikte mit der Volksrepublik Südjemen

South Arabian League (SAL) und die von Saudi Arabien unterstützte Front for the Liberation of South Yemen (FLOSY), gegen die Volksrepublik Südjemen

 

Saudi Arabien befürchtete, das die Revolution von 1963 bis 1967 – die zu Gründung der Volksrepublik Südjemen führte, auch auf Saudi Arabien übergreifen könnte. So sah sich das saudische Königshaus von Südjemen in seiner Existenz bedroht. Daher reorganisierten die Saudis die südjemenitische Opposition, vor allem die im Unabhängigkeitskrieg 1967 geschlagene FLOSY und die SAL, um die Regierung Südjemens unter Druck zu setzen. Bereits im Februar 1968 gab es einen größeren Angriff der von den Saudis unterstützten militanten FLOSY/SAL-Einheiten auf den Südjemen, wonach es im Laufe der Zeit zu weiteren Grenzkonflikten kam.

Den Südjemen trafen die permanenten Grenzübertritte und die Anzettelung von lokalen Unruhen in seinen nördlichen Gebieten, mitten in einer Phase innenpolitischer Konfrontationen.

 

Beim 4. Parteikongreß der (NLF) hatte sich ein radikal-linker Flügel durchgesetzt. Nur mit Unterstützung der Bundesarmee, die sich durch die Forderungen des linken Flügels bedroht sah, war es dem gemäßigten Flügel um den Präsidenten ash-Shaabi im März 1968 gelungen, die radikalen Linken aus der Parteiführung und der Regierung zu drängen und deren lokale Aufstandsversuche im Mai niederzuschlagen.

Widersprüche innerhalb der saudischen Führung und die Heterogenität der südjemenitischen Opposition trugen dazu bei, daß die Intensität der Angriffe stark schwankte. Saudi Arabien nutzte die militanten FLOSY/SAL-Aggressionstruppen als Druckmittel gegen die jemenitische Zentralregierung, ums so von außen Einfluss auf die Politik des Südjemens zu nehmen. Der linke und der gemäßigte Flügel der NLF legten aufgrund der äußeren Bedrohung ihre Widersprüche vorläufig bei und gingen gemeinsam gegen die saudischen FLOSY/SAL-Aggressionstruppen vor. Dem in der Regierung zurückgekehrten radikalen linken Flügel gelang es somit am 22. Juni 1969 den Präsidenten ash-Shaabi zu stürzen und die Macht zu übernehmen.

 

November/Dezember 1969 – Der Krieg um Al-Wadiah

Mit dem Abzug der britischen Kolonialtruppen aus Aden entstand nicht nur ein Machtvakuum im Südjemen, sondern auch ein ungeklärter Grenzverlauf zum angrenzenden Saudi Arabien. Die Grenzen zwischen den Staaten auf der Arabischen Halbinsel sind über weite Strecken hin nicht genau festgelegt oder festzulegen.

 

Der Grenzverlauf in der Region um Wadiah führte bereits 1954/55 zwischen der britischen Kolonialmacht und Saudi Arabien zu Konflikten. Die Volksrepublik Jemen beanspruchte nach ihrer Unabhängigkeit von Großbritannien diese Region ebenso wie Saudi Arabien. Zu einer Verschärfung der Krise führten vermutete Öl- und Wasservorkommen in diesem Gebiet. Beide Seiten verstärkten ihre militärische Präsenz in der umkämpften Region. Das Verhältnis zwischen Saudi Arabien und der Volksrepublik Südjemen bleibt weiterhin gespannt.

 

1972 – Beschluss zur Vereinigung von Nord- und Südjemen (siehe Nordjemen)

1972 konnte durch die Arabische Liga ein Konflikt – vom 26.09. bis 13.10., diesmal zwischen Südjemenitischen Oppositionskräften und Nordjemen geschlichtet werden, mit der Folge das die Vereinigung beider Staaten beschlossen wurde. …

 

NDF- Rebellion 1978 bis 1982 (siehe Nordjemen)

 

Von 1978 bis 1982 kam es zu einem weiteren Konflikt, der nur durch die Besetzung des Libanon durch Israel sein Ende fand. Im Frühsommer 1978 war die NDF der Auslöser und führende Kraft dieses Konfliktes. Unterstützt wurde die NDF-Rebellion von der Regierung Südjemens, Libyen und der Sowjetunion. …

 

1986 – Das Ereignis: Machtkampf innerhalb der Jemenitischen Sozialistischen Partei vom 13. bis 29.01.1986

Die Widersprüche innerhalb der Nationalen Befreiungsfront (NLF1978 Umbenennung in Jemenitische Sozialistische Partei, JSP), die während des Unabhängigkeitskrieges von 1963 bis 1967 gegen Großbritannien zurückgestellt werden mussten, brachen nach der Unabhängigkeit Südjemens immer wieder offen aus.

 

Der radikale Flügel der JSP verfolgte das Ziel einer weitgehenden sozialistischen Umgestaltung; u.a. trieb er die Kollektivierung in der Landwirtschaft voran, ging gegen privatwirtschaftliche Aktivitäten vor und unterstützte Befreiungsbewegungen in den arabischen Nachbarstaaten.

 

Der gemäßigte Flügel in der JSP trat dagegen - vor allem nach seiner erneuten Machtübernahme 1980, für eine ökonomische Liberalisierung und die Verbesserung der Beziehungen zu den arabischen Nachbarstaaten ein.

 

Unabhängig von ihren Differenzen hielten beide Fraktionen an den engen Beziehungen zur Sowjetunion fest. In der Betrachtung des Konfliktes, dürfen die inneren Machtkämpfe um Positionen in der Partei und Staat nicht übersehen werden und somit die immer auch das gesellschaftliche Leben stark beeinflussenden Stammesbindungen. Ein Stamm war umso mächtiger, je mehr seiner Mitglieder einflussreiche Positionen in der Regierung einnahmen.

 

Im Februar 1985 kehrte Abdel Fattah Ismail - Führer des radikalen Flügels, aus dem sowjetischen Exil zurück. Mit der Rückkehr brach der innerparteiliche Machtkampf erneut offen aus. Nach ihrem 3. Parteikongress im Oktober 1985 war die Partei praktisch gespalten und handlungsunfähig. Während der Sitzung des Politbüros am 13. Januar 1986 begannen die Kämpfe, bis heute gibt es unterschiedliche Darstellungen, welche Fraktion die Kämpfe initiierte. Wahrscheinlich ist ein Präventivschlag von Staatspräsident Ali Nasir Muhammad, der damit seiner drohenden Entmachtung zuvorkommen wollte, am wahrscheinlichsten.


Die Warnung der Sowjetunion an andere Staaten, sich in die inneren Angelegenheiten der Volksrepublik Jemen einzumischen, hielt die Nachbarstaaten davon ab, Truppen zugunsten von Nasir zu entsenden. Auf Druck der Sowjetunion erklärte die neue jemenitische Führung, den bisherigen gemäßigten außenpolitischen Kurs Nasirs fortzusetzen. Neuer Staatschef wurde der bisherige Premierminister Haider Abu al-Attas, der keiner der beiden rivalisierenden Fraktionen angehörte und dessen Stammesregion sich in dem Konflikt neutral verhalten hatte. Al Attas nahm einen pragmatischen Kurs zu den Nachbarländern Nordjemen, Saudi-Arabien und Oman ein. Zu den mittelfristigen Folgen des Krieges gehört die Vereinigung der beiden jemenitischen Staaten.

 

Unter den mehr als 10.000 Getöteten waren ca. 4.000 Mitglieder der JSP, darunter Ismail und Vizepräsident Ali Antar. Ca. 15.000 Anhänger des gestürzten Staatspräsidenten Nasir wurden verhaftet. Nasir selbst gelang zwar die Flucht, er versuchte aber vergeblich, vom Ausland aus seine Rückkehr an die Macht vorzubereiten.